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Lang, lang ist es her, dass der letzte Beitrag der Kategorie „wie barrierefrei ist – die deutsche Kinemathek“ online gegangen ist. Heute gibt es mal wieder etwas Neues dieser Kategorie, gemeinsam mit einer Freundin besuchte ich das Schloss Charlottenburg in Berlin.
Historische Fakten:
Das Schloss Charlottenburg wurde als Sommerschloss im Jahre 1699 durch Königin Sophie Charlotte eingeweiht. Sie liebte die Kunst, somit gegen Dichter und Denker ein und aus. Ursprünglich nannte die Königin ihr Anwesen Schloss Liezenburg. Erst nach deren Tod benannte der König es um. Die zweite Nutzerin des Anwesens war Königin Luise. Sie wurde nach ihrem Tod mit der Familie im eigens dafür errichteten Mausoleum auf dem Gelände beigesetzt. Um 1888 endete die Nutzung als königliche Residenz, von da an war dem Besucher Tür und Tor geöffnet.
Auf die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg folgt der Wiederaufbau. Auch aktuell ist das Schloss und dessen Park für Besucher und neugierige geöffnet.
Kommen wir zur Auswertung:
Während unseres Besuchs haben wir das Schloss und seine Umgebung auf folgende Kategorien getestet:
- Barrierefreiheit
- Erreichbarkeit
- Beschaffenheit der Toiletten
- Service
- Funfaktor
Barrierefreiheit:
Für uns Rollstuhlfahrer war das Schloss und der Park sehr gut zugänglich. Ursprüngliche Unebenheiten, welche in historischen Bauten durch Stufen o. Ä. normal sind, wurden bei der Restaurierung/Renovierung/Wiederaufbau sehr gut durch kleinere Rampen ersetzt. Ein Aufzug in das obere Stockwerk befindet sich relativ zentral, lässt sich jedoch nur unter Aufsicht des Personals erreichen, denn der Weg dorthin führt durch für den normalen Besucher gesperrte Räumlichkeiten.
Die Wege im Schlosspark sind mit einer Mischung aus Sand und Kies gefüllt. Je nach Rollstuhl fährt es sich mal besser, mal schlechter. Wenn man den manuellen Rollstuhl gekippt fährt (Vorderräder in der Luft), funktioniert das sehr gut. Sind jedoch die Vorderräder auf dem Boden, so werden diese hin und wieder durch Steine blockiert.
Die Barrierefreiheit für blinde und sehbehinderte Menschen ist leider nicht so gut wie die für Rollstuhlfahrer, es gibt keinerlei Leitsysteme und auch keine Blindenschrift auf den Informationstafeln. Ein Audio-Guide, welcher aber hauptsächlich von Normalbesuchern benutzt wird, kann dementsprechend ein bisschen Abhilfe schaffen, beschreibt aber nicht das Aussehen der Räume.
Erreichbarkeit:
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lässt sich das Anwesen sehr gut erreichen. Am S-Bahnhof zoologischer Garten steigt man in den Bus und fährt ca. 15 Minuten bis zur Haltestelle „Schloss Charlottenburg“. Von der anderen Seite des Parks ist es möglich, mit dem Bus zum S-Bahnhof Charlottenburg zu fahren. Wie wir jedoch feststellen mussten, ist zwar angegeben, dass dieser Bahnhof vollständig barrierefrei sei, dies entspricht leider nicht im Geringsten der Wahrheit. Ein Aufzug zu den S-Bahnen haben wir vergeblich gesucht. Danach zu beschließen, den Weg über Bahnhof-Zoo zu wählen.
Beschaffenheit der Toiletten:
Toiletten … Barrierefreie Toiletten? Braucht das jemand? Im Schloss Charlottenburg anscheinend eher nicht. Dementsprechend befanden sich in der Nähe der Orangerie Toiletten für Fußgänger, wir Rollstuhlfahrer mussten jedoch auf die nächstgelegene, öffentlich zugängliche City-Toilette ausweichen. Diese ist ungefähr 300 m entfernt.
Service:
In dieser Kategorie ist es aktuell für mich sehr schwierig, eine Bewertung abzugeben. Man war um uns bemüht, behielt uns immer im Auge, manchmal fühlte man sich wirklich sehr beobachtet. Mich persönlich macht eine solche Situation durchaus nervös. Eigentlich wollte ich mir in Ruhe das Schloss angucken, im Inneren war ich jedoch durchaus gestresst, da ich das Gefühl hatte weiter gedrängt zu werden, damit auch die Mitarbeiter wieder auf ihren Beobachtungsposten zurücklaufen können. Versteht mich nicht falsch, alle dieser Personen machen unglaublich höflich, zuvorkommend und beantworteten auch fachliche Fragen unsererseits zum Schloss. Es war mir persönlich nur ein bisschen zu viel Service.
Funfaktor:
Nun ja, das Schloss Charlottenburg ist jetzt nicht gerade als Spielplatz errichtet worden. Es beherbergt wunderschöne Räume, eine Menge Gemälde und einen angenehmen Schlosspark. Zum Entspannen und gediegenen flanieren durch historische Räumlichkeiten kann ich diese Örtlichkeit nur empfehlen.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Schloss Charlottenburg für Rollstuhlfahrer wirklich angenehm zu besichtigen ist. Problematisch ist jedoch die Situation, dass es entweder gar kein Rollstuhlfahrerklo gibt, oder dieses nicht ausgeschildert und für uns nicht auffindbar war.
An dieser Stelle würdet ihr jetzt die Bewertungen nach Sternen finden. Für die Kategorie „Wie barrierefrei ist – “ schaffe ich diese aber ab. Barrierefreiheit und Zugänglichkeit entspricht immer den individuellen Bedürfnissen und eine Wertung in diese Kategorie ist somit subjektiv.
Zum weiterlesen:
https://www.visitberlin.de/de/schloss-charlottenburg (abgerufen am 28 7. 2019)
https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-charlottenburg-altes-schloss/ (abgerufen am 28.7.2019)