Inklusion und Sonderschule – Eine Einschätzung

Zum zehnten Jahrestag der UN-Behindertenrechtskonvention wird aktuell wieder viel diskutiert. Können Sonderschulen im Modell „Inklusion“ existieren oder nicht?

Grundsätzlich ist es so, dass Sonderschulen meiner Meinung nach durchaus eine Daseinsberechtigung haben. Gerade im Umgang mit der eigenen, physischen Verfassung sind Regelschulen häufig überfordert, wenn das behinderte Kind derartige Konflikte mit sich selbst führt. Hier können Sonderschulen unterstützen, sie haben ausgebildetes Personal, die entsprechende Erfahrung und sind somit in der Lage, diese Situationen abzufangen.

Trotzdem kann man natürlich auch Sonderschulen als „Käseglocke“ bezeichnen. Zum Beispiel Burg Hindistein war eigentlich eine Stadt für sich. Ein großer Gebäudekomplex, der alle lebensnotwendigen Örtlichkeiten vereint. Es gab nicht den Anlass, das Gelände zu verlassen, die Disco war ja auf dem Gelände. Für schwer pflegebedürftige ist eine solche Einrichtung Fluch und Segen zugleich. Der Personalmangel ermöglicht es selten, die „echte“ Stadt zu besuchen und trotzdem ist man durch Therapeuten, Lehrer und Pflegepersonal rundum versorgt.

Um an einer normalen Regelschule unterrichtet zu werden sind viele verschiedene, einzelne Dienstleister notwendig. Das Pflegepersonal, den Therapeuten, unter Umständen Sonderschullehrer und natürlich eine Schulbegleitung/Schreibassistenz. Über ein persönliches Budget lässt sich sowas gut organisieren. Es ist natürlich für die Eltern ein größerer Aufwand, als der Besuch einer Sonderschule.

Beide Optionen bieten einen großen Mehrwert, der Austausch unter Behinderten an Sonderschulen kann helfen, mit der eigenen Situation umzugehen.

Der Austausch zwischen Behinderten und nicht Behinderten an Regelschulen fördert die Integration in die Gesellschaft, sowie die Toleranz gegenüber Defiziten.

Für mich gibt es keine eine ideale Lösung. Ich sehe, dass auf beiden Seiten der Bedarf besteht. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn sich die Sonderschulen explizit darauf konzentrieren würden, ihre Schüler, welche in Zukunft (nach der Schulzeit) von Assistenzkräften oder Pflegediensten abhängig sein werden, darauf vorzubereiten. Darunter verstehe ich zum Beispiel Workshops zum Leben mit persönlicher Assistenz oder Tipps, zum richtigen Umgang mit dem eigenen Team. Auch steuerrechtliche Informationen (zum Beispiel zum Steuerfreibetrag) fände ich als Mehrwert einer Sonderschule durchaus sinnvoll.

Regelschulen sind aber auch nicht verkehrt. Häufig hapert es noch an der Akzeptanz durch andere Eltern, die häufig ihr Kind nicht mit einem Behinderten in einer Klasse sehen möchten, da die Angst besteht, dass der Unterrichtsfluss aufgehalten werden könnte. Auch fehlen speziell ausgebildete Sonderschullehrer und Schulbegleiter. Die Barrierefreiheit an den meisten Schulen lässt übrigens auch zu wünschen übrig. Hier gibt es auch dringender Nachholbedarf.

 

Alles in allem ist Inklusion unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft. Nur durch Vielfalt können wir den eigenen Horizont erweitern und uns weiterentwickeln. Es ist kein Makel, wenn wir Menschen mit Handikap in eurer Gesellschaft auftauchen, seht es einfach als Erweiterung.

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