Bild: Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de
Menschen, die mit persönlicher Assistenz im Arbeitgebermodell leben, müssen sich ihr Personal selbst suchen. Dafür posten sie individuell gestaltete Stellenanzeigen in verschiedenen Jobbörsen auf Facebook, in eBay Kleinanzeigen, aber auch in der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit.
Nicht selten erreichen teils merkwürdige Anfragen und Bewerbungen die Postfächer der Assistenzsuchenden. Ich möchte in diesem Beitrag ein Potpourri der, leider zum Großteil ernstgemeinten Fragen mit vielleicht nicht ganz so ernst gemeinten Antworten zum Besten geben. Fühlt euch frei, in den Kommentaren weitere, absurde, lustige und/oder schräge Fragen oder Anforderungen, die eure Bewerber*innen gesendet haben, anonymisiert freizustellen.
Hinweis! Ich schalte nur Kommentare frei, die wirklich anonym sind und sich nicht auf, von der Norm-Gesellschaft definierte „Randeigenschaften“, wie Religion, Herkunft oder Behinderung beziehen.
Fragen zu Organisatorischem/zur Abrechnung:
„Kannst du mich in bar bezahlen?“
Nein, das persönliche Budget ist zweckgebunden und nachweispflichtig. Die Bezahlung der Assistenz ist nur per Überweisung als Nachweis gültig.
„Geht auch ohne Anmeldung?“
Nein, persönliche Assistenz ist ein reguläres Arbeitsfeld auf dem freien Arbeitsmarkt. Eine Arbeit ohne Anmeldung wäre illegal und ist somit nicht vorgesehen.
„Kann ich den Arbeitsvertrag unterschreiben und dann meine Frau bei dir arbeiten lassen?“
Deine Frau kann sehr gerne meine Assistentin sein, ich mache dann aber den Vertrag mit ihr direkt. Wenn das für dich nicht o. k. ist, bist du leider ein frauenfeindlicher Wicht.
„Was letzter Preis?“
Schön, dass sie nachfragen, ob ich noch weniger bezahlen kann, als eh schon …
Fragen zur Dienstplanung:
„ich habe Erfahrung in der Pflege und möchte gerne bei dir arbeiten. Wegen meiner Erfahrung möchte ich keine Einarbeitung und ich kann immer freitagnachts.“
Schade, dass sie nicht mal die Offenheit für eine Einarbeitung mitbringen. Auf dieser Basis kann kein Arbeitsverhältnis zustande kommen.
Fragen zu pflegerischen Tätigkeiten:
„Geht der Job auch ohne duschen?“
Also in meiner allgemeinen Lebensplanung ist die regelmäßige Körperhygiene vorgesehen. Als meine Assistenzkraft gehört die Unterstützung in allen Lebensbereichen, die von mir vorgesehen sind dazu. Dementsprechend, nein!
„Trägst du Windeln?“
Persönliche Details zu meiner Pflege besprechen wir beim Probearbeiten und genauer noch in der Einarbeitung. Übrigens heißt das nicht „Windeln“, sondern Inkontinenzmaterial.
Fragen, die während der Corona-Pandemie häufig gestellt wurden:
„Es ist sicherlich nicht schlimm, dass ich nicht geimpft bin!“
Naaaaaiiiin, natürlich nicht, ich schreib die Anforderungen an meine Assistenzkräfte aus Spaß in meine Stellenanzeige, nicht weil es notwendig ist!
„Geht der Job auch im Home-Office?“
Nein, aufmerksame Leser*innen meiner Stellenanzeige müssen feststellen, dass sich meine Körperposition nicht durch WLAN-Strahlung oder alternativ einfache Zauberkraft verändern lässt. Ich komme also nicht vom Rollstuhl ins Bett und andersrum, wenn du versuchst persönliche Assistenz im Home-Office zu sein.
Fragen mit, vermutlich sexuellem Hintergrund:
„Stört es dich, wenn es mich erregt?“
Ähm Ja!
„Kann ich während des Dienstes deine Füße küssen?“
Willst du nicht vielleicht lieber einen Frosch küssen? Da hast du wenigstens die Chance, dass noch ein Prinz draus wird.
„Können wir zusammen baden?“
Ich bade nur gemeinsam mit meinem Einhorn! Du bist dann wohl raus!
So, das war erst mal die Auswahl, die ich für euch zusammengestellt habe. Bevor ich euch euren Gedanken zur Sache überlasse, möchte ich noch mein allerliebstes Highlight aus einem Vorstellungsgespräch mit euch teilen:
Eine Bewerberin, kam zum Vorstellungsgespräch, um mich zu fragen, warum ich denn mit so einer schweren Behinderung eine so wertvolle Wohnung besetzte, wo ich doch auch super in einem Pflegeheim leben und die Wohnung an eine Person ohne Behinderung vermietet werden könnte. Der Markt wäre ja so eng.
Dieses Vorstellungsgespräch habe ich an dem Punkt abgebrochen, als sie anfing mir „gute“ Pflegeheime in der Umgebung aufzuzählen, um mich davon zu überzeugen, dass ich dort ein wunderbares Leben haben werde. Ich weiß bis heute nicht, ob sie dachte, ich wüsste das nicht, dass es diese Einrichtungen gibt oder ob sie wirklich der Meinung war mich von so einem Mist überzeugen zu können.
Super Zusammenstellung – sowohl die Fragen, und noch besser: Deine Antworten
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So etwas Ähnliches wie bei dem genannten Vorstellungsgespräch hatte ich mal während einer Einarbeitung. Mir wurde ständig eine bestimmte Einrichtung angepriesen, weil die Freundin der einzuarbeitenden Person dort so glücklich sei. Außerdem prophezeite die Person mir, das Arbeitgebermodell wäre dem Untergang geweiht.
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die Frage ob wir zusammen baden, war 100% an eine assistenzsuchende Frau gestellt worden;:(( *g*
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OMG, da kann ja nich was auf uns zukommen. Schön, dass du deinen Humor behalten hast und uns von deinen Erfahrungen berichtest
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Hut ab, dass du das mit so viel Humor nehmen kannst. Es gibt so viele unverschämte Menschen da draußen – unglaublich. Wie schön, dass du auf diesem Wege zumindest etwas Lustiges draus machen kannst, war die ganze Zeit zwischen Kopfschütteln und Lachen. Mach weiter so!
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