Ob Mensch mit Behinderung, chronischer oder altersbedingten Erkrankungen, wir alle haben eines gemeinsam, wir konsultieren regelmäßig Fachärzte und spezialisierte Kliniken. Ich lese und höre oft, dass Menschen, oftmals mit seltenen Erkrankungen, unzufrieden sind, nach ihren Arztbesuchen. Sie empfinden sie als nicht zielführend, fühlen sich nicht verstanden und akute Probleme können nicht gelöst werden. Damit der nächste Facharztbesuch erfolgreiche wird, möchte ich hier 5 Tipps zusammentragen, die dir dabei helfen können.
1. Schreib dir Fragen auf!
Oftmals ist es so, dass ein Arztbesuch mit Aufregung einhergeht. Die Ungewissheit, ob eine schlimme Diagnose gestellt werden würde, sorgt oftmals dafür, dass wichtige Fragen im Arztgespräch vergessen werden. Damit das nicht passiert, solltest du dir schon ein paar Tage vorher Gedanken über deinen Arztbesuch machen und diese aufschreiben. So kannst du sicher sein, dass du im Gespräch mit dem Arzt keine wichtigen Dinge vergisst, die beantwortet oder erforscht werden müssen.
Folgende Fragen können dir beim Sortieren deiner Gedanken behilflich sein:
- Welche akuten Symptome hast du?
- Wann sind die Symptome zum 1. Mal aufgetreten?
- Wie äußern sich die Symptome?
- Wo sind die Symptome am häufigsten? (Zum Beispiel an den Beinen)
- Hast du ein Foto oder ein Video gemacht? (Das ist sinnvoll, wenn die Beschwerden nicht dauerhaft sichtbar sind (zum Beispiel wiederkehrende Hautausschläge)
- Hast du den Eindruck, dass diese Symptome schlimmer werden/häufiger auftreten?
- Hast du schon etwas versucht, um die Symptome zu lindern/zu behandeln? (Dies kann auch in Absprache mit einem anderen Arzt passiert sein)
- Gibt es andere Diagnosen, die in der Vergangenheit gestellt wurden?
- Nimmst du Medikamente?
- Brauchst du vom Arzt oder der Ärztin sonst noch irgendwas? (Zum Beispiel Verordnungen/Rezepte)
2. Bring alle wichtigen Unterlagen mit
Für einen erfolgreichen Arztbesuch ist es wichtig, dass der Praxis alles zur Verfügung steht, um deinen Arztbesuch am Ende auch abrechnen zu können. Hierfür benötigen die Praxen deine Versicherungskarte und manchmal auch eine Überweisung von deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin.
Vor allem bei der Überweisung ist es wichtig, dass du schaust, ob der Hausarzt oder die Hausärztin die Fachrichtung richtig ausgefüllt hat. Das ist ein häufiger Fehler, warum eine Behandlung bei einem Facharzt oder einer Fachärztin kurzfristig nicht stattfinden kann. Ich erlebe in meinem Umfeld sehr oft, dass Praxen die Behandlung ablehnen oder nur zähneknirschend durchführen, wenn auf der Überweisung die Fachrichtung nicht richtig angegeben ist. Außerdem ist Überweisung auch ein Kommunikationsmittel zwischen Hausarzt oder Hausärztin und der Facharztpraxis. Für die weitere Behandlung ist es immer sinnvoll, wenn im Nachgang die Hausarztpraxis einen Brief bekommt, wie die Behandlung aussehen soll und was gemacht wurde.
In Ambulanzen von Kliniken kommst du ohne Überweisung gar nicht weiter, hier ist Überweisung Voraussetzung für deine Behandlung.
Hinweis: hast du deinen Hausarzt oder deiner Hausärztin nicht rechtzeitig erreicht, um eine Überweisung zu bekommen, so kannst du diese zumindest bei Kliniken ganz einfach nachreichen.
3. Bring Hintergrundinformationen mit
Du hast eine Erkrankung oder eine Behinderung, die schon einen Namen hat? Ist diese vielleicht sogar sehr selten? Dann kannst du nicht davon ausgehen, dass jeder Facharzt oder jede Fachärztin sofort weiß, was es mit deiner Diagnose auf sich hat. Deshalb freuen sich Fachärzte, vor allem bei seltenen Diagnosen immer darüber, wenn der Patient oder die Patientin etwas zur bestehenden Diagnose sagen kann oder Infomaterial dabei hat. Das können genetische Gutachten (bei Gendefekt), Arztberichte von Kliniken oder auch Flyer mit Informationen von Vereinen und Selbsthilfegruppen zum Thema sein. Manchmal reicht auch schon das Wissen über einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin, damit sich der Facharzt oder die Fachärztin im Nachhinein ein Bild von der Grunddiagnose machen kann, um dieses dann entweder auf die Symptome zu übertragen oder die Symptome davon abgrenzen zu können.
4. Formuliere dein Anliegen klar und stelle Fragen
Im Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin passiert es oft, dass vor allem bei Nachfragen zu bestehenden Diagnosen oder vergangenen Behandlungen eine ausufernde Erzählung entsteht. Dies ist nur insofern sinnvoll, wenn es wirklich relevant ist. Sicherlich hört ein Arzt oder eine Ärztin gerne eine Geschichte über einen tollen Urlaub aber leider fehlt dafür oftmals die Zeit. Beschränke dich auf das Wesentliche, beschreibe warum du in die Sprechstunde gekommen bist, was deine Probleme sind und was sonst noch auf deiner Liste steht. Manchmal hast du vielleicht auch eine Idee, woher deine Probleme kommen können. Diese kannst du auch immer erwähnen, ob das dann realistisch ist, wird der behandelnde Arzt oder die Ärztin dann überprüfen.
„aber das ist doch peinlich“, „über so etwas würde ich nicht sprechen“ oder „die Frage ist bescheuert“, höre ich oft, wenn eine Freundin oder ein Freund meine Liste mit Fragen und Anliegen für den nächsten Facharztbesuch findet. Warum sollte ich ein akutes Problem bei einem Facharzt oder einer Fachärztin nicht ansprechen? Selbst wenn es ein Problem meiner intimsten Körperregionen ist, muss es doch gelöst werden! Es macht keinen Sinn, Fragen nicht zu stellen, nur weil sie jemandem peinlich vorkommen. Schlimmer ist es, wenn aus einem Problem, dass zu Beginn, hätte behoben werden können, ein unlösbares und chronisches Problem wird. Für mich gibt es beim Arzt oder bei der Ärztin keine Tabus, jedes Problem und jede Frage wird angesprochen und geklärt. Ich lasse mich aufklären, beraten und behandeln. Nichts ist peinlich!
5. Menschlichkeit ist das höchste Gut
Manchmal, wenn zum Beispiel die Anfahrt mit Unannehmlichkeiten, wie Stau oder Stress einherging, neigen wir dazu, schnell aufbrausend und ungemütlich zu werden. Wir vergessen dabei, dass eine Praxis ein sehr komplexes Konstrukt ist, mit festen Abläufen, die manchmal auch nicht ganz logisch erscheinen. Hier ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und den vorgegebenen Abläufen zu folgen. Hierbei ist es nicht wichtig, ob du es sinnvoll findest, den Fragebogen, den du die letzten beiden Male bei diesem Arzt schon ausgefüllt hast, noch einmal auszufüllen. Mach es einfach, so erscheint die Wartezeit auch nicht so lange.
Wo wir schon bei der Wartezeit sind … Diese ist ein Garant dafür, ungeduldig zu werden. Bedenke immer, dass jede Behandlung individuell ist und dass du auch möchtest, dass sich der Arzt oder die Ärztin so viel Zeit wie nötig für dich nimmt. Je nach Behandlung dauert das eben manchmal länger. Wenn du das Gefühl hast, du wurdest vergessen, kannst du gerne freundlich nachfragen.
Auch im Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin ist es nicht zielführend, harsch irgendwelche Forderungen zu stellen, die vielleicht so für die Behandlung und die Anamnese erst einmal noch nicht relevant sind. Du gehst zu einem Arzt, weil du ein Problem hast, dessen Ursache du alleine nicht herausfinden und behandeln kannst. Natürlich kannst du dich vorab im Internet informieren, bist damit aber nicht genauso qualifiziert werde Arzt oder eine Ärztin und solltest deshalb nicht unfreundlich werden, wenn du im Internet etwas anderes gelesen hast. Du kannst aber dein Ergebnis aus dem Internet in einer Frage formulieren und eine Einschätzung bitten, ob das eine Möglichkeit könnte und wenn ja, inwiefern eine Abklärung sinnvoll ist.
Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, wenn du mit dem Arzt oder der Ärztin professionell auf freundlicher, distanzierter Ebene umgehst, wird er oder sie das auch mit ihr tun.
Das waren meine 5 Tipps für einen gelungenen Facharzt- oder Fachärztinnen-Besuch. Probier es aus, du wirst merken, nächstes Mal klappt es bestimmt und du wirst zufriedener aus dem Arztgespräch herausgehen.
Dieser Beitrag hat mich einiges gelehrt, danke.
Lieben Gruß Imelda
LikeLike