Überraschungspaket Inklusion – Ist wirklich drin, was draufsteht?

Titelbild: Gesellschaftsbilder.de

Inklusion bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen am gesellschaftlichen Leben und sonstigen Aktivitäten teilhaben können. Vereine, Betriebe und sonstige Einrichtungen werben oftmals damit, inklusiv zu sein. Aber ist wirklich Inklusion drin, wenn inklusiv draufsteht?

Was ist Inklusion wirklich?

Inklusion ist ein Wort, dass wir meiner Ansicht nach eigentlich nicht bräuchten, zumindest dann nicht, wenn wir Inklusion wirklich leben würden.

Duden Definition: Das Mit-einbezogen-Sein; gleichberechtigte Teilhabe an etwas; Gegensatz: Exklusion

Wie der Duden das schon treffend definiert, Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderung in alles, was auf der Welt passiert genauso einbezogen und mitgedacht werden, wie alle verschiedenen Menschen ohne Behinderung. Im Klartext bedeutet das, dass es, abgesehen von persönlichen Interessen, keine Unterschiede im alltäglichen Leben zwischen Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung geben kann. Schon die Wahl zwischen Treppe oder Rampe bedeutet ein Sonderstatus für die rollstuhlfahrende Person, denn die Rampe wird von Menschen ohne Behinderung lediglich dann genutzt, wenn sie z.B. einen Kinderwagen in ein Restaurant schieben möchten. Hätte der Mensch den Rollstuhl nicht, würde er wohl gemeinsam mit seinen Freunden die drei Treppenstufen zum Haupteingang des Restaurants gehen.

In einer Welt, in der Inklusion zu 100 % umgesetzt wäre, hätte das Gebäude weder Treppe noch Rampe, es hätte einen ebenerdigen Eingang, damit Menschen mit Behinderung, Seniorinnen und Senioren oder Eltern mit Kinderwagen genauso den Haupteingang benutzen können, wie jede andere Person auch.

Die aktuell, am häufigsten praktizierte Form von Inklusion ist die, die offensichtlich auf einem Gedankengang alla „Hauptsache Behindi ist auch dabei“ funktioniert, hat nicht viel mit wahrer Inklusion zu tun, es geht nicht darum, irgendwie dabeizusein, sondern vollumfänglich mit allen Möglichkeiten und Pflichten in allen Bereichen des Lebens, der Freizeit und der Wirtschaft wirken und sein zu können.

Warum sollten wir dafür kein eigenes Wort benutzen? Ganz einfach, ein Wort, das speziell den Zustand beschreibt, dass behinderte keinerlei Sonderrechte, sondern nur Nachteilsausgleiche benötigen, ebenso wie Barrierefreiheit, schafft schon wieder Exklusion.

Inklusion als Trend

Gleichberechtigung und Teilhabe für alle ist gerade aufgrund der, aktuell sehr aktiven Randgruppen, die auf ihre Rechte aufmerksam machen, fast schon zum Trend geworden. Unternehmen werben damit, dass sie bevorzugt Frauen, Queere-Menschen oder Menschen mit Behinderung einstellen wollen, dass sie sich für Inklusion und Gleichberechtigung einsetzen (inklusiv sind) und dass Frauen einen sehr hohen Stellenwert in der Unternehmensphilosophie einnehmen. Man präsentiert sich demnach als zeitgemäßes, nachhaltiges und modernes Unternehmen und erzeugt ein Bild, das die Kunden gerne sehen möchten. Ob dann am Ende die genannten Personengruppen wirklich bevorzugt eingestellt werden, lässt sich kaum nachprüfen.

Inklusion im Vereinsleben

Gerade im Vereinsbereich ist dieser Trend jedoch mehr als kritisch zu sehen. Oftmals beschreiben sich Vereine als inklusiv, in denen ausschließlich Menschen mit Behinderung aktiv sind. Hier bedeutet Inklusion vielmehr „extra für behinderte Menschen gemacht“, als „Menschen mit Behinderung können gleichberechtigt mit Menschen ohne Behinderung aktiv sein“.

Es ist wichtig zu hinterfragen, wie Inklusion in einem Verein wirklich aussieht, wenn er sich als inklusiv beschreibt. Manchmal gibt es dann sogar schon in der eigenen Beschreibung widersprüchliche Aussagen, die eigentlich sogar herausstellen, dass der Verein extra für Menschen mit Behinderung gemacht wurde. Hier mal ein fiktives Beispiel, das viel zu oft vorkommt:

Inklusiver Verein XY für Menschen mit Behinderung.

Und, was haben wir bisher gelernt? Ist es wirklich inklusiv, wenn etwas extra für Menschen mit Behinderung gemacht wurde? Nein!

Ein zweites Problem ist, dass Menschen ohne Behinderung sich oftmals nicht angesprochen fühlen, wenn sich ein Verein als inklusiv beschreibt. Es gibt eine zu große Verbindung zwischen dem Wort Inklusion und dem Zustand einer Behinderung. Damit möchte man in seiner Freizeit ungerne konfrontiert werden, denn das ist ja alles so tragisch und traurig. Man müsste sich auch mit der eigenen Vergänglichkeit, Verletzlichkeit oder sogar Unvollkommenheit auseinandersetzen und mit der Gefahr, dass man selbst auch eines Tages in eine ähnliche Situation kommen könnte. Von diesen Gedanken verschließen wir nur zu gerne die Augen und verdrängen sie. Es ist niemandem zu verdenken, das zu tun, es hilft nur auch niemandem.

Wie kann ein Verein oder ein Unternehmen Inklusion leben, die wirklich echt ist?

Die Antwort auf diese Frage ist einfacher denn je, schreibe nichts Besonderes auf deine Webseite, was die Thematik betrifft, akzeptiere einen Aufnahmeantrag/eine Bewerbung eines Menschen mit Behinderung, ohne dass das besonders kommuniziert wird. Achte darauf, dass deine Webseite barrierefrei ist (Bildbeschreibungen; einfache Sprache) und sorge dafür, dass auch Kolleginnen und Kollegen/Vereinsmitgliederrinnen und Vereinsmitglieder die Person mit Behinderung als gleichwertige Person sehen und Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet.

Hinweis: Mit Kommunikation auf Augenhöhe meine ich nicht, dass man in die Hocke gehen muss, um mit einer Person im Rollstuhl zu sprechen.

So, war das klar und deutlich genug? Ich habe fertig!

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