Wie barrierefrei ist – Das Museum „Blindenwerkstatt Otto Weidt“

Blindenwerkstatt … Für mich in der heutigen Zeit ein Beweis dafür, dass Inklusion nicht vollständig durchgesetzt ist. In der Zeit, als behinderte Menschen ebenso verfolgt waren, wie jüdische, sieht alles noch etwas anders aus. Es war die einzige Möglichkeit, für Menschen mit Einschränkungen eine legale Arbeit zu verrichten. Das Museum „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ bietet Einblicke in die Geschichte von jüdischen Menschen mit Behinderung.

Besen und Bürsten, das waren ihre Waren. Alles wurde handgefertigt. In der „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ arbeiteten hauptsächlich blinde, jüdische Menschen. Alle konnte man als „doppelt verfolgt“ betrachten, denn Menschen mit Behinderung wurden genauso konsequent aussortiert, wie jüdische Menschen. Adolf Hitler bestimmte dies im Jahre 1941. Der Fabrikant Otto Weidt beschäftigte hier nicht nur Menschen, er versteckte auch sehr gerne. In den ursprünglichen Fabrikräumen befindet sich seit 2016 das Museum, welches die Geschichte von Otto Weidt und seinen Arbeitern erzählt.

Meine Einschätzung der Barrierefreiheit:

Die Räume befinden sich in einem Berliner Hinterhof. Wahlweise kommt man über einen Aufzug oder eine Treppe in die Ausstellungsräume im ersten Stock. Der Aufzug ist von mittlerer Größe, kann mit dem manuellen Rollstuhl sehr gut befahren werden. Manche Elektrorollstühle könnten Schwierigkeiten machen, weil der Ausstieg, welcher nicht direkt gegenüber erfolgt, sondern vom Einstieg aus gesehen rechts. Es benötigt bei einem großen Elektrorollstuhl einen minimalen Wendekreis, um diese Kurve, in diesem kleinen Raum meistern zu können.

Eine barrierefreie Toilette befindet sich im Zwischengeschoss. Dieses ist natürlich auch mit Aufzug erreichbar.

Die Ausstellungsräume selbst sind ungefähr auf einer Höhe. Wie es in Altbauten jedoch so ist, gibt es zwischen einzelnen Räumen kleine Schwellen. Die sind jedoch so gering, dass sie mit jeglichem Gefährt problemlos überwunden werden können.

Für mich als schmale Rollstuhlfahrerin war es auch kein Problem, das Hinterzimmer, welches durch eine Schrankattrappe abgetrennt ist, sehen zu können. Ich passte gerade so zwischen Attrappe und Eingang. Wenn der Rollstuhl jedoch breiter ist, wird dies nicht möglich sein.

Für blinde Menschen gibt es an den Exponaten erläuternde Braille-Schrift. Außerdem dürfen blinde Menschen bei Führungen, um ein Gefühl des Raumes zu bekommen, die Absperrung zum Hinterzimmer passieren. Aus Denkmalschutzgründen ist dies nicht für jeden Besucher des Museums möglich.

Auch Audio Guides kann dieses Museum zur Verfügung stellen. Wer spezielle Kopfhörer (z.B Induktionsheadset) benötigt, der kann diese ganz einfach an die Audioguides anschließen.

Für blinde und sehbehinderte Menschen, sowie für Gehörlose, können spezielle Führungen stattfinden. Hierzu ist aber eine Gruppengröße von mindestens 8 Personen erforderlich. Die öffentliche Führung, welche sonntags um 15:00 Uhr stattfindet, kann Gebärdensprache nicht abdecken.

Erreichbarkeit:

Das Museum liegt zentral in Berlin. Wer mit der Tram kommt, der benutzt die Haltestelle „Hackescher Markt“. Mit der U-Bahn wäre es die Station „Weinmeisterstraße“. Die Location an sich ist versteckt in einem Hinterhof. Vor dem Eingang des Hinterhofs weisen zwei große Stolpersteine auf die Örtlichkeit hin und erinnern an die Ermordung der Werkstattarbeiter.

Eine Wegbeschreibung für blinde und sehbehinderte Menschen findet sich auf der Webseite (Link am Ende dieses Beitrags).

Funfaktor:

In einem Museum wie diesem geht es nicht hauptsächlich um den Spaß an der Freude. Es ist ein Ort des Gedenkens, ein Ort der Aufklärung und der Mahnung. Die Ausstellung ist vielfältig und zeigt von Fotos über handgefertigte Besen, bis hin zu Postkarten aus Theresienstadt alles, was man zu diesem Thema und von den Personen sehen muss, um ihre Geschichte und die Umstände zu verstehen.

Sonstiges:

Es ist beachtlich, dass diese Ausstellung so barrierefrei ist und nicht einmal Eintritt kostet. Mir hat es gezeigt, dass Inklusion und Teilhabe nicht immer Geld kosten müssen. Sogar die Führung, die jeden Sonntag um 15:00 Uhr stattfindet ist kostenfrei.

Zusammenfassend ist also zu sagen, dass dieses Museum dem Besucher eine Geschichte erzählen möchte. Eine Geschichte, die sich in der heutigen Zeit unwirklich anfühlt, obwohl sie noch gar nicht so lange vergangen ist. Sie zeigt vor allem auch, dass es möglich ist, Services für Barrierefreiheit, für jede Art der Behinderung zu bieten. Und dann ist das Ganze sogar kostenfrei. Ich würde auf jeden Fall sagen, es lohnt sich wirklich, dieses Museum zu besuchen.

Weitere Infos:

https://www.museum-blindenwerkstatt.de/de/mbow/

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