Herbstzeit ist Erkältungszeit. Wunderbar. Das trifft natürlich auch voll auf mein Team zu. Ein Ausfall nach dem nächsten wird gemeldet und dann stellt sich die Frage, was tun?
Hier gibt es mehrere Ansatzmöglichkeiten:
Option 1, Verzweiflung:
Du siehst, der Dienstplan ist leer, in der WhatsApp Gruppe findet sich niemand der einspringt. Du brauchst eine Lösung.
Du kannst grübeln, heulen oder schreiend im Kreis rennen. Eine Lösung wirst du in der Verzweiflung nicht finden.
Option 2, Kreativität:
Als Pflegebedürftige habe ich nicht nur Anspruch auf mein persönliches Budget, ich bekomme auch noch das Pflegegeld und habe einen Anspruch auf Verhinderungspflege. Durch diese Leistungen habe ich die Möglichkeit, Vertretungen für meine Assistentinnen privat zu organisieren. Dies kann in der Verwandtschaft, unter Freunden oder sonst wie geschehen, für diese Leistungen ist das egal. Hauptsache du hast eine Vertretung. Hier sollte man auch kreativ werden, wenn es um etwaige Unternehmungen oder so geht. Nicht jeder möchte freiwillig den ganzen Tag mit einem behinderten Menschen verbringen. Durch die relativ geringe Aufwandsentschädigung, welche man der Vertretung bezahlen kann ist der Anreiz nicht wirklich groß. Da kann man gut mit Kinobesuchen oder ähnlichem spielen, durch etwaige Merkzeichen Behindertenausweis (B) gibt es ja die Möglichkeit vergünstigt oder kostenfrei für die Begleitperson mitzukommen.
Option 3, Freiberufler:
Bei dieser Option ist es wichtig, dass man vorsichtig ist. In manchen Zielvereinbarungen ist festgeschrieben, dass freiberufliche Pflegekräfte nur unter bestimmten Bedingungen oder gar nicht eingesetzt werden dürfen. Klarheit ist vorher das A und O.
Wenn Freiberufler eine Option sind, gibt es die Möglichkeit diese zum Beispiel über Gruppen in sozialen Netzwerken zu finden. Man muss nur darauf gefasst sein, dass freiberufliche Pflegekräfte sehr teuer sein können. In vielen Budgetsätzen ist die Ausfallreserve sehr gering, so dass man das alles genau berechnen muss.
Option 4, Familie:
Jeder Mensch oder zumindest fast jeder Mensch hat eine Familie. Im Notfall gibt es für die meisten die Möglichkeit, Familienmitglieder einzusetzen. Im persönlichen Budget wäre eine Bezahlung dieser nicht möglich. Familienangehörige werden bei dieser Leistung nicht berücksichtigt. Auch hier könnte man mit dem Pflegegeld und der Verhinderungspflege Abhilfe schaffen.
Aber ganz ehrlich, warum schreibe ich das eigentlich?
Hier die Antwort:
die Erkältungswelle hat auch mein Team erreicht. Viele Krankmeldungen zwangen mich gestern dazu, meine 14-jährige Schwester als Schulassistenz einzusetzen. Ich bin also quasi in das Metier der „Kinderarbeit“ eingetreten. An alle Personenschützer, die das jetzt lesen: Sie hat das ganze völlig freiwillig und ohne Zwang gemacht. Ich zwinge niemanden, der nicht möchte, schon gar nicht meine kleine Schwester.
Im Endeffekt war das ganze doch ganz lustig. Schlauerweise habe ich meine Kursmitglieder vorgewarnt, meine Dozentin habe ich vergessen. Anfangs scheint sie meinen Scherz mit der Kinderarbeit auch nicht ganz verstanden zu haben. Meine Schwester sieht doch älter aus, als sie eigentlich ist. Erst gegen Ende, als jegliche, schmutzige Beispiele schon längst ihre Wirkung getan haben gibt es den Einwurf, es seien minderjährige im Raum. Verwirrter Weise schaut sich die Dozentin im Raum um und bleibt plötzlich an meiner Assistentin hängen. „Du könntest minderjährig sein“ (zusammen gekniffenen Augen)
Schwester: „Ja, ich bin 14“
Dieses Gesicht hättet ihr sehen müssen! Besser als jede Comedyshow 🙂