Persönliche Assistenz und persönliche Aktivitäten – teilnehmen oder im Hintergrund halten?

Bestimmt kennt jeder mit persönlicher Assistenz die Situation, man möchte an Aktivitäten teilnehmen, wie zum Beispiel ein Freizeitprojekt, ein Sportverein oder eine Theatergruppe. Der Assistent ist immer dabei. Regelmäßig mit mir die Frage gestellt, ob der Assistent sich mit einbringen oder ob er im Hintergrund bleiben soll.

 

Was ist persönliche Assistenz?

Die persönliche Assistenz betrifft Menschen mit schweren Erkrankungen, die sich selbst nicht mehr allein versorgen können. Über das sogenannte „persönliche Budget“ ist das möglich. Es handelt sich quasi um eine Alternativleistung zum Pflegedienst. Der Assistent ist bei mir selbst (Arbeitgebermodell) angestellt und soll quasi meine Arme und Beine ersetzen. Somit gehören Aufgaben wie Pflege, Haushalt, Begleitung zur Schule/Arbeit zum Aufgabenfeld.

 

Die Situation:

Stellen wir uns vor, ich möchte an einer Theatergruppe teilnehmen. Es ist meine Aktivität und der Assistent wird zwischenzeitlich nicht benötigt. Ist es unhöflich, wenn jemand, egal ob offiziell Teilnehmer oder nicht, in diesem Fall am Rand sitzt und mit dem Handy spielt? Vorab beantwortete ich die Frage mit der Antwort, dass sich der Assistent zurückziehen kann. Währenddessen empfand es jedoch der Leiter der Truppe als unangenehm, dass jemand teilnahmslos mit dem Raum sitzt. Somit wurde der Assistent aufgefordert, mit in den Kreis zu kommen. Begeisterung sah anders aus. Die Aktivität gehörte eben nicht zu den Interessensgebieten meiner externen Arme und Beine.

 

Lösungsmöglichkeiten:

Die Situation ist komplex. Die emotionalen Schwankungen entsprechend auch. Die Lösung dieser Situation liegt im Individuum. Eine allgemeine Lösung für diese Situation gibt es nicht. Hier gibt es einige Tipps, wie sich diese Situationen lösen oder vermeiden lassen:

Spazierengehen:

Wenn vorher schon klar ist, dass der Assistenznehmer während der Teilnahme keine Unterstützung benötigt, so ist es möglich, dass der Assistent die Zeit mit einem Spaziergang oder einem Kaffee in der Nähe verbringen kann. Die Existenz unserer Mobiltelefone ist hier von großer Bedeutung, sollte etwas benötigt werden können wir den Assistenten ganz einfach benachrichtigen.

Klare Kommunikation:

Hat man die Möglichkeit, vorab mit dem Leiter oder dem zuständigen zu sprechen, so ist es hilfreich, wenn dieser noch keine Erfahrung mit persönlicher Assistenz hat, ihn darüber aufzuklären, welche Aufgaben der Assistent hat und wie man selbst sich die Anwesenheit des Assistenten beim Projekt vorstellt. Hilfreich ist es hier natürlich auch, wenn man weiß, welche Option der Diensthabende bevorzugt.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass man immer wieder in Situationen kommen wird, welche einer klaren Entscheidung bedürfen. Peinliche Situationen, Gewissensbisse und Nachdenklichkeit sind nicht grundsätzlich schlimm, sie können auch inspirierend für den eigenen Führungsstil wirken. Als Arbeitgeber trage ich die Verantwortung und gestalte mein eigenes Leben.

Habt ihr weitere Lösungsvorschläge oder Techniken damit umzugehen? Dann haut jetzt in die Tasten 🙂

5 Kommentare zu „Persönliche Assistenz und persönliche Aktivitäten – teilnehmen oder im Hintergrund halten?

  1. Das was du sagst, stimmt auf jeden Fall. Ich würde noch hinzufügen, dass es auch auf die Beziehung zwischen Pfleger / Assistenz und Patient ankommt. Wenn ich zum Beispiel jemanden als Pfleger oder auch als Mensch an sich ganz okay finde, er oder sie mir aber gerne mal auf den Senkel geht, werde ich ihn ganz bestimmt nicht einbeziehen. Ist derjenige aber inzwischen schon ein guter Freund geworden, mit dem man auf einer Wellenlänge ist, nimmt man ihn auch mal auf Ausflüge mit, wo man einfach als Freunde Spaß haben kann.

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    1. Guter Punkt. Über den Faktor der Beziehung hab ich noch garnicht nachgedacht.

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  2. Hi, ich bin Assistentin und würde in dieser Situation ebenfalls überfordert davon sein, dort mitmachen zu müssen.
    Der Theatermensch sollte mit der Persönlichen Assistenz näher bekannt gemacht werden, dann wird ihn der „stlle Teilnehmer“ vielleicht in Zukunft nicht mehr stören. Als Assistent kann man beinahe unsichtbar sein, wenn man es gut macht.
    Ansonsten finde ich die Spaziergangsvariante die beste.
    Eine weitere Lösung liegt meines Erachtens im Dienstplan: Den Assistenten zur Theaterprobe mitnehmen, der das gerne mag; die Assistentin, die gerne schwimmt, mit ins Schwimmbad nehmen.
    Sollte man mit etwas Geschick hinbekommen 😉

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    1. Du sagst es, im Nachhinein würde ich das wahrscheinlich auch tun. Ich denke, ich selbst war auch persönlich ein bisschen überfordert, auch für mich war es die 1. Stunde in dieser Theatergruppe. Somit kannte ich den veranstaltenden auch nicht. Naja, im Nachhinein hat es mich ja zu dem Artikel inspiriert und erweitert so den Horizont 😉

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